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Dreharbeiten

Jetzt ist mein Wilder Wein pink!
Heute Nacht habe ich im Fernsehen gesehen, wie man auch Tulpenzwiebeln pflanzen kann. Nicht einzeln, sondern gleich als Gruppe. Auf diese Art habe ich heute 100 Tulpen gepflanzt.

Das habe ich heute in einer Filmkritik gelesen. Wenn ich Glück habe, schreibt der Autor auch über "PINK".
"Mit Stille und narrativer Klarheit beschreibt Lornas Schweigen ein universelles Martyrium, das zwar nach der Rezeption ob seines Mehrwerts stutzig macht, doch in seiner Intimität durchaus tiefe Kerben in den Sinnen des Zuschauers zu hinterlassen vermag. Die ästhetische Sicherheit des Films schafft somit den kontroversen Spagat aus Eindeutigkeit und Beliebigkeit der Bilder, deren visuelle Kraft einen mitarbeitenden Kinogänger voraussetzt und stellenweise den stillen Lärm des Alltags erfaßt.".


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01.10.2008		Anna Voth vom rbb-Heimatjournal macht eine Sendung über den Chamissoplatz und dazu gehört auch mein Film "BERLIN CHAMISSOPLATZ" von 1980. Das Interview geht über zwei Stunden, macht aber Spaß. Zu guter Letzt besuchen wir das Haus in der Friesenstraße 18, wo Hanns Zischler "Anna ich liebe dich" an eine Hauswand gesprüht hat. Ich war seit 30 Jahren nicht mehr da und hätte die Hauswand fast nicht wiedererkannt, denn jetzt ist sie verputzt. Anschließend treffe ich Guntram Brattia. Er kriegt von mir eine DVD von "PINK" und lädt mich dafür zum Essen ein. Wir reden über dieses und jenes.
02.10.2008		Hartmut Mausolf und ich klären heute unsere geschäftlichen Bezieungen. Anschließend muss ich zum HNO-Arzt, denn meine Stimme klingt seit ein paar Tagen belegt
03.10.2008		Ein paar längst verloren geglaubte Bilder von "SUPERGIRL" wurden von Kinowelt neu eingescannt. Jetzt sind sie auf meiner Website.
04.10.2008		Es wird jeden Tag herbstlicher. Mein Walnussbaum hat nur noch ein Viertel seiner Blätter.
05.10.2008		Heute 50 Tulpenzwiebeln gepflanzt.
06.10.2008		Die HNO_Ärztin hat gesagt, ich soll eine Woche lang nicht reden.
07.10.2008		>Heute ist nicht mein Glückstag. Ich quäle mich durch den Schlusskostenbericht zu einer Filmförderung für "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE". Nur in der Hölle schmoren kann schlimmer sein.
08.10.2008		Am frühen Morgen mache ich da weiter, wo ich gestern aufgehört habe. Endlose Listen, jede Datei, die ich habe, ist unvollständig. Am Nachmittag fahre ich nach Leipzig und zeige dort "PINK".
09.10.2008		Leipzig: im Kellergeschoss einer dieser Villen ist das Kino von KINOWELT. Dort sehen wir "PINK". Ganz in der Nähe von KINOWELT diese Kunsthalle. Da wäre ich noch gerne reingegangen, aber dafür war keine Zeit mehr. In der Nacht, auf der Rückfahrt nach Berlin, fahren wir durch den Grunewald und vor uns läuft eine schier endlose Wildschweingruppe über die Straße. Mein Sohn Nicolai meinte, dass es mindestens fünfzig fahren. Ich denke, es waren circa dreißig. Ich nehme es als ein gutes Zeichen.
10.10.2008		Auf meinem Bauernhof: Wenn das mit dem Herbst so weiter geht, wird mein Wilder Wein in den nächsten Tagen knallrot. Dafür habe ich ihn vor 19 Jahren gepflanzt. Ich versuche, nicht an die Vorführung für KINOWELT am Mittwoch zu denken. Aber das ist unmöglich.
11.10.2008		Heute Abend um 19 Uhr läuft im rbb-Fernsehen die Sendung über den Chamissoplatz, in der auch ich vorkomme. Ja ja ja, es ist schön hier - und eigentlich müsste ich glücklich sein. Mein Sohn Nicolai hat mir auf der Heimfahrt von Leipzig nach Berlin auf meine Frage "Wie fandest du denn den Film? geantwortet: Ich habe dich in der Rolle einer Frau gesehen.
12.10.2008		Jetzt ist mein Wilder Wein pink! Heute Nacht habe ich im Fernsehen gesehen, wie man auch Tulpenzwiebeln pflanzen kann. Nicht einzeln, sondern gleich als Gruppe. Auf diese Art habe ich heute 100 Tulpen gepflanzt. Das habe ich heute in einer Filmkritik gelesen. Wenn ich Glück habe, schreibt der Autor auch über "PINK". "Mit Stille und narrativer Klarheit beschreibt Lornas Schweigen ein universelles Martyrium, das zwar nach der Rezeption ob seines Mehrwerts stutzig macht, doch in seiner Intimität durchaus tiefe Kerben in den Sinnen des Zuschauers zu hinterlassen vermag. Die ästhetische Sicherheit des Films schafft somit den kontroversen Spagat aus Eindeutigkeit und Beliebigkeit der Bilder, deren visuelle Kraft einen mitarbeitenden Kinogänger voraussetzt und stellenweise den stillen Lärm des Alltags erfaßt.".
14.10.2008		Heute ist Vollmond, und tatsächlich hat sich das Wetter geändert. Die Enten auf dem Dorfteich schwimmen bei strömendem Regen vergnügt hin und her. Die schönen bunten Blätter werden leider bald verschwunden sein.
16.10.2008		In der Stadt sind die Bäume schon kahler. Auf den Straßen überall Blätter. Genau wie auf meinem Schreibtisch. Heute bin ich mit der Schlussabrechnung von "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" fertig geworden. Das ist Sklavenarbeit.
17.10.2008		Nachdem ich mit dem Schlussabrechnungs-Papierkrieg von "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" fertig geworden bin, fange ich an mit der deutschen Dialogliste von "PINK". Denn sollte Dieter Kosslick "PINK" zur Berlinale einladen, egal wo, brauche ich eine Kopie mit englischen Untertiteln. Inzwischen bin ich wieder auf dem Bauernhof und stelle entsetzt fest, dass fast die meisten bunten Herbstblätter heruntergeweht sind. So sah es hier noch vor 7 Tagen aus!
19.10.2008		Und so gestern Abend. Kurz vor Sonnenuntergang. Ein Blick auf den Dorfteich, wo den ganzen Tag das Schilf geschnitten wurde. Vielleicht kann ich im nächsten Winter endlich mal wieder Schlittschuhlaufen?. Bei Tschibo gab's letzte Woche einen Schrittzähler. Heute mache ich damit eine langen Spaziergang. Resultat 4400 Schritte=ca. 4,2 km. Gleich am Anfang entdecke ich auf einer Wiese am Dorfanfang mehrere Fliegenpilze und etwas später einen Schirmpilz. Der Versuchung, ihn zu essen, kann ich widerstehen. Ich meine selbstverstänlich den Schirmpilz.
20.10.2008		Eigentlich wollte ich heute die deutsche Dialogliste für "PINK" fertig kriegen. Stattdessen habe ich am Morgen Fenster geputzt und am Nachmittag das Laub im Garten (unter meinem Kirschbaum lag es bestimmt 10 cm hoch) weggeschafft.
21.10.2008		Die Dialogliste von "PINK" ist fertig! Hier war es heute frühlingshaft warm. Ich bin zum erstenmal seit bestimmt 14 Jahren wieder auf mein Fahrrad gestiegen und zehneinhalb Kilometer gefahren. Ich habe mir vorgenommen, wieder ein sportlicheres Leben zu führen, damit ich vielleicht neunzig Jahre alt werde und noch mindestens zehn oder fünfzehn Filme drehen kann.
23.10.2008		Ich treffe mich mit Livia Theuer, meiner Co-Autorin für "REISE NACH ITALIEN" und wir sprechen über alles Mögliche und Unmögliche. Danach sitze ich zwei Stunden im ungeheizten Gang (mit Zugluft) des Bürgeramts Charlottenburg, um einen neuen Reisepass zu beantragen. Mein alter Pass läuft im nächsten Frühjahr ab und vielleicht gibt es viele Festivals auf der Welt, die 2009 unbedingt "PINK" zeigen wollen. Der neue Pass gilt dann, bis ich 79 Jahre alt bin, also beinahe achtzig. Meine Tochter Joya fragte mich heute Morgen, wie alt ich in drei Wochen werde und konnte es fast nicht glauben, als ich sagte neunundsechzig. Ich glaub's manchmal auch nicht, aber einige Körperteile sagen mir knallhart, dass es so ist. No fun!
24.10.2008		Heute treffe ich Nicoletta Drossa, meine Regieassistentin bei "PINK". Da sie "PINK" bei der Teampremiere nicht sehen konnte, kriegt sie von mir eine DVD gebrannt. Wir trinken Espresso und plaudern, denn wir haben uns seit dem Schlussfest Ende Mai nicht mehr gesehen. Als ich ein Foto von ihr machen möchte, sagt sie, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir noch die Haare gewaschen. Danach fahre ich sie zur S-Bahnstation und anschließend weiter zum Bauernof. Diesmal finde ich Zeit, das nagelneue Gefängnis bei Luckau zu fotografieren, an dem ich jedesmal, wenn ich zum Bauernhof fahre, vorbeikomme. Hundertsiebzig Menschen betreuen und bewachen darin 333 (wenn es voll besetzt ist) Gefangene.
25.10.2008		Mein Passfoto vom Donnerstag. Meine Haare sind zwar frisch gewaschen, aber alles andere müsste mal gründlich renoviert werden.
26.10.2008		So fing der Tag heute morgen schon an: Es blüht noch immer einiges in meinem Garten. Vor allem die Hortensien werden von Tag zu Tag schöner. Auch die Dahlien sind noch nicht tot, obwohl die Tiefsttemperatur letzte Woche schon minus ein Grad war.
28.10.2008		Was ist die Haupttätigkeit eines Filmregisseurs in meinem Alter - außer Filmemachen? Meine Leser werden es nicht glauben. Es ist ganz klar und eindeutig DVD-Brennen. Alte und neue Filme. Hoffentlich erlöst mich Kinowelt bald aus dieser Gefangenschaft! Nächstes Jahr kommen immerhin fünf weitere Filme heraus: TAROT, DAS GEHEIMNIS, BERLIN CHAMISSOPLATZ, BESCHREIBUNG EINER INSEL und nochmal ROTE SONNE.
29.10.2008		Die ARD will meinen 70. Geburtstag im nächsten November mit der Ausstrahlung von 8 Filmen feiern: So 08. 11.: "RAUCHZEICHEN" + "ROTE SONNE" So 15. 11.:"DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" + "PARADISO - SIEBEN TAGE MIT SIEBEN FRAUEN" So 22. 11.: "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" + "BERLIN CHAMISSOPLATZ" So 29. 11.: "ROT UND BLAU"
30.10.2008		Am Sonntag auf dem Töpfermarkt in Dahme gefällt mir vor allem der Hinweis auf die vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser, Luft Da war das Wetter noch schön.. Am nächsten Tag war's vorbei mit dem schönen Wetter. Weil es den ganzen Tag regnete, hab ich angefangen, die Küche zu putzen (was ich bestimmt seit 7 Jahren nicht mehr getan habe). Nach einem Tag in Berlin - es regnet immer noch - tanke ich (das Benzin ist so billig wie schon lange nicht mehr: 1,22 €) und fahre wieder zurück auf meinen Bauernhof.
31.10.2008		Zum erstenmal seit Montag kann ich wieder meinen 4km-Waldspaziergang machen, denn der Dauerregen ist erst einmal vorbei. Ich begegne einem Reh und frage mich, was diese Leuchtschrift auf einem Stapel gefällter Bäume zu bedeuten hat.